Hinweis: "Laut Bedienungsanleitung soll hier die Schaltfläche 'Messung aktualisieren' angeklickt werden – diese Schaltfläche existiert aber im aktuellen Bildschirmfenster nicht."

Im Gespräch mit dem Auftraggeber zeigte sich, dass im deutschen Text versehentlich ein ganzer Abschnitt gelöscht worden war.
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Warum Mitdenken so wichtig ist

Wir übersetzen nie einfach, was da steht. Wir können nur übersetzen, was wir verstehen, was also im jeweiligen fachlichen Kontext plausibel ist. [mehr]

Manchmal hat ein Ingenieur, ohne es zu bemerken, eine Sache genau anders herum formuliert, als es eigentlich sein sollte. Dann stolpern wir, und ...worüber wir stolpern, stolpern auch andere.

Also fragen wir nach oder machen auf Fehler aufmerksam. Wenn wir wissen, was im Text eigentlich stehen sollte, können wir es übersetzen. Ist eine Klärung mit dem Verfasser nicht möglich, machen wir eine Anmerkung und weisen darauf hin, dass eine bestimmte Passage auch genau anders herum verstanden werden kann. Unsere Auftraggeber sind uns dafür dankbar. "Externe Qualitätssicherung" hat uns ein Projektleiter einmal genannt.

Zugegeben, das ist nicht ganz im Sinne der EN 15038. Diese Qualitätsnorm für Übersetzungsleistungen sieht nämlich vor, dass wir uns als Übersetzer jeder Stellungnahme zum Inhalt des Textes zu enthalten haben und dass die Übersetzung im Idealfall die Qualität des Originals widerspiegeln soll.

Aber mal ganz ehrlich: Wäre das in Ihrem Sinne?

Sie kennen sicherlich selbst das Phänomen der Betriebsblindheit. Fünf Leute haben einen Text durchgelesen, und dennoch findet ein Außenstehender einen Fehler, der allen anderen durchgegangen ist - Fehler sind einfach normal!

Norm hin oder her – unsere Auftraggeber wollen ganz einfach, dass sie und ihre Geschäftspartner etwas mit der Übersetzung anfangen können. Und genau dafür sorgen wir.

In einem Leistungsverzeichnis zu einer technischen Anlage tauchte an verschiedenen Stellen das Zeichen "hoch drei" (³) auf, das keinen Sinn ergab. Eine Rückfrage beim beauftragenden Ingenieur ergab die Antwort, dass ³ als Potenz zu sehen sei und 1:1 übernommen werden könne. Diese Antwort war allerdings wenig hilfreich, weil in diesem Fall die Basis des Exponenten fehlte. Es gab einfach nichts, was man drei Mal mit sich hätte multiplizieren können. Die eigene Suche nach einer Lösung ergab, dass dieses Sonderzeichen "³" in der Schriftart "Symbol" als ">" erscheint, also "größer gleich" bedeutet, was in diesem Fall durchaus Sinn geben würde. Der Auftraggeber war für diesen Hinweis sehr dankbar und hat den Text entsprechend geändert.

...

In einem Vertragsentwurf wurde auf bestimmte Musterdokumente der Internationalen Handelskammer verwiesen. Nun gehört es zu unseren Arbeitsprinzipien, solche Quellen zu prüfen, um korrekt zitieren zu können. Bei der Recherche zeigte sich jedoch, dass es diese Musterverträge überhaupt nicht gab - die entsprechenden Passagen waren einfach ohne weitere Prüfung aus einem im Internet kursierenden gefälschten "Mustervertrag" kopiert und übernommen worden. Hier haben wir den Auftraggeber mit einer Fußnote darauf aufmerksam gemacht und empfohlen, etwaige juristische Konsequenzen von einem Anwalt prüfen zu lassen.

...

In einer Gebäudebeschreibung waren auf zwei Seiten widersprüchliche Angaben zur Zahl der Eingänge enthalten, einmal 4 und einmal 6. Dies ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber es kann ja nur eins von beiden stimmen. Hier nutzten wir Google Street View, um uns eine Vorstellung von dem Gebäudekomplex zu machen. Im Gespräch mit dem Auftraggeber konnte dann die Ungereimtheit aufgeklärt und der Fehler korrigiert werden.

Viele meinen, wir als Englisch-Übersetzer müssten vor allem Englisch können und die aus dem Lexikon entnommenen Worte einfach in die grammatisch richtige Reihenfolge bringen. Wenn es denn so einfach wäre...

Eine gute Übersetzung erfordert natürlich auch Sicherheit im Umgang mit der Sprache, aber vor allem solide Fachkenntnisse und Recherchefähigkeiten.

Wir brauchen Fachkenntnisse, damit wir überhaupt verstehen, um was es geht – viele der Texte, die wir übersetzen, sind nämlich für einen Nichtfachmann selbst in seiner Muttersprache unverständlich, wie folgende Beispiele vielleicht deutlich machen:

"Die Attikaverkleidungen sind funktional mit den Fangstangen verbunden."

"Der tgAAG76 Vektor ist ein rekombinanter adeno-assoziierter Virus-Vektor vom Serotyp 2. Der Vektor enthält die Kodierungssequenz des humanen RPE65, angetrieben durch ein 1400 bp großes Fragment des Promotors des humanen RPE65 und terminiert durch die Rinderwachstumshormon-Polyadenylierungsstelle, wie an anderer Stelle beschrieben."

Um uns mit dem konkreten Sachverhalt vertraut zu machen, brauchen wir außerdem ausgezeichnete Recherchefähigkeiten. Unser Bücherschrank ist zwar voll mit Fachliteratur, aber angesichts der rapiden Fortschritte der Technik sind Fachbücher und Lexika oft schon bei ihrem Erscheinen nicht mehr auf dem neuesten Stand. Deshalb läuft die Recherche heute meist über das Internet. Das Internet liefert Informationen zu nahezu allem, aber man muss in der Lage sein, richtig zu suchen, und vor allem in der Lage sein, die Ergebnisse kritisch zu prüfen. Häufig zeigt sich nämlich bei den Ergebnissen einer Suche mit Google oder einer anderen Suchmaschine, dass die verschiedenen Fundstellen alle auf eine einzige Quelle zurückgehen und diese erste Quelle eben falsch ist.

Durch unser Grundwissen und unsere gezielte Recherche müssen wir uns so viel Sachverstand verschaffen, dass wir die im Ursprungstext enthaltenen Fehler oder Ungenauigkeiten erkennen und klären können – und fast jeder Text enthält kleine Fehler. Wir wären sicherlich nicht in der Lage, den Ursprungstext selbst zu verfassen, aber wir müssen ausreichende Kenntnisse haben, um Unstimmigkeiten zu erkennen. Übersetzen ist also gleichzeitig auch permanente Weiterbildung – jeder Text enthält etwas Neues.

Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass wir einen Ingenieur darauf hinweisen können müssen, dass er versehentlich eine falsche Maßeinheit angegeben hat (weil eine bestimmte physikalische Größe eben so und nicht anders gemessen wird). Oder wir müssen beim Auftraggeber nachfragen, ob eine bestimmte Vertragspflicht wirklich vom Verkäufer, nicht aber wie üblich vom Käufer übernommen werden soll (es passiert recht häufig, dass das verwechselt wird).

Wenn wir wissen worum es geht, müssen wir sicherstellen, dass wir die richtigen Fachbegriffe für das entsprechende Sachgebiet verwenden.Ein einfaches Beispiel: In einem Deutsch-Englisch-Wörterbuch findet man unter "Schirm" die Einträge: umbrella, screen, shield, visor, chute, cap, guard und shade. Wir müssen wissen, wann wir welches Wort benutzen müssen:

umbrella als Schutz gegen den Regen
screen beispielsweise für eine Schutzwand oder einen Bildschirm
shield als Schutzschirm beispielsweise in der Militärsprache
visor als Gesichtsschutz in der Industrie
chute als Kurzform für parachute also Fallschirm
cap als Schirm eines Pilzes oder
shade als Lampenschirm

Das bedeutet auch, dass wir klären müssen, ob die verwendeten Begriffe durch eine Norm definiert sind – und wenn ja, ob es dafür eine festgelegte Entsprechung in der Zielsprache gibt. Manchmal gibt es auch bestimmte unternehmensinterne Begriffe, die laut Internet-Recherche nirgendwo sonst benutzt werden. In diesen Fällen müssen wir mit detektivischer Kleinarbeit herausfinden, was damit gemeint ist und dann eine Entsprechung in der Zielsprache finden oder manchmal sogar erfinden.

Dabei muss auch geprüft werden, ob ein Begriff eventuell Teil eines Namens ist, und damit nicht übersetzt werden darf. Gerade bei Firmennamen mit einem regionalen Bezug wie etwa "Rheinische Rübenzuckerkompostiergesellschaft" muss in jedem Einzelfall geklärt werden, ob "Rheinisch" zum Namen selbst gehört oder nur ein normales Adjektiv ist.

Dann gilt es Fallstricke zu vermeiden: Manchmal meint man zu wissen, was etwas auf Englisch heißt, aber dann ist es doch ganz anders: So ist "hohe See" in manchen Fällen eben nicht "high seas", sondern "deep sea".

Nur wenn das alles geklärt ist, können wir den Text übersetzen. Dabei müssen wir dann darauf achten, dass wir die Absicht unseres Auftraggebers in der Zielsprache ausdrücken. Das geht in manchen Fällen nur, wenn wir wissen, wie ein Unternehmen sich gegenüber seinen Mitbewerbern positionieren möchte, welche anderen Produkte es anbietet und wo die Besonderheiten liegen.

Schließlich wird von uns meist erwartet, dass wir die Übersetzung in ein bestehendes Format einfügen. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir Textfelder von einer Größe von 3 mm x 5 mm und eine sehr kleine Schriftgröße verwenden müssen, um den Text an der vorgegebenen Stelle unterzubringen – ohne ausgezeichnete Kenntnis der Möglichkeiten der EDV ist das einfach nicht möglich. Und natürlich dauert das erheblich länger, als den Text einfach nur in eine Zeile zu schreiben.

Hinter jeder einzelnen unserer Übersetzungen steht also häufig ein enormer Aufwand. Wir denken mit und wir fragen nach. Es gibt Fälle, in denen wir bei einem Text auf 40 Fehler und Ungereimtheiten hingewiesen haben – Kollegen in anderen Sprachen haben den Text "einfach so" übersetzt. Bei uns haben sich die Kunden daran gewöhnt, ja sie verlassen sich sogar darauf, dass wir mitdenken. Ein Kunde hat sich einmal von einem Übersetzer getrennt, weil dieser eben keine Fragen stellte – wer nicht fragt, macht sich wahrscheinlich noch nicht einmal die Mühe, den Text zu verstehen, sagte er sich.